Von Japan über Alaska bis nach Kanada. Ein Segelabenteuer der besonderen Art.

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Ein Rückblick:

Vielleicht sollten wir diese Kategorie umbenennen, anstatt einer Sunday Summary kann man wohl eher von einer Monthly Summary sprechen. Oder in diesem Falle einer „Quartals Summary“. Aber so ist es nun mal, life gets in the way und unsere Prioritäten lagen in letzter Zeit mehr beim Reisen als beim bloggen… Daher zunächst einmal ein kurzer Rückblick der letzten Monate:



JAPAN

Wir haben den gesamten Juni in Japan verbracht, haben Mount Fuji aus der Nähe gesehen, in den regnerischen Bergen nahe Showa gezeltet danach am Strand auf der Miura-Halbinsel gecampt und mit unserem kleinen Companion Charly Tokio erkundet. Vor allem haben wir aber viel Zeit auf der Yacht verbracht und Jace (Skipper unseres Vertrauens) dabei geholfen das Schiff für die nächste Überfahrt auf Vordermann zu bringen. Wir lieben dieses Land und sind relativ sicher, dass wir wieder kommen werden - es gibt noch so viel zu entdecken hier! Ende Juni ging es dann aber los: unsere nächste große Segeltour liegt vor uns. Die Überquerung des nördlichen Pazifik entschleunigt unseren Reisealltag und lässt uns den Weltschmerz für ein paar Wochen vergessen.

Genau von diesem Punkt wurde das Bild aufgenommen, dass nun den 100 Yen Schein schmückt!


VON JAPAN NACH ALASKA - 3 1/2 WOCHEN AUF hoher SEE

Mit neuer Crew an Board und vollgepackten Kühlschränken legten wir bei strahlendem Sonnenschein in Yokohama ab. Wie können wir das 3 1/2 Wochen lange Pazifikabenteuer hier zusammenfassen? Wir hatten eine der besten Crews die man sich wünschen kann: Kari (NO), Colin (US), Marina (DE), Jo (DE), Mitchell (NZ), Jace (AG) und natürlich Kapitän Rick (US) - Danke für alles! Es hat einfach gefunkt zwischen uns und die Stimmung war überwiegend her-vor-ra-gend. Das Gleiche gilt für die Verpflegung: Jeder der in der Kombüse zu Werke war gab sich enorm Mühe und so folgte eine vorzügliche Mahlzeit auf die Andere. Es gab Sushi, American Apple Pie, Safran Pasta, Thai Curries, Mexikanisch, Indisch, Afrikanisch und, und, und. Aufgrund dessen sind auch alle ein paar Kilo schwerer von Board gegangen (um genau zu sein habe ich (Anna) mein höchstes Gewicht aller Zeiten erreicht 😱). Das größte Kompliment des Captains: Wenn wir immer für ihn kochen könnten, würde er sofort zum Vegetarier werden! Und das Wetter? Ja, das hat uns ab und an einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die ersten 2 Tage waren noch von leichten Brisen und Sonnenschein geprägt, doch dann schlug das Wetter um und für die nächsten 3 Wochen sollten wir die Sonne nicht mehr zu Gesicht bekommen. Nebel, Regen hohe Wellen und Kälte an Deck - so haben wir uns den Sommer eigentlich nicht vorgestellt. Aber wir lassen uns die Laune nicht verderben und werden durch zahlreiche Besuche von Delfinen, Walen und Seevögeln ordentlich für das heftige Geschaukel und die großen Umwege entschädigt. Ausserdem hat so ein Sturm ja auch sein Gutes: wir konnten so schnell segeln, wie noch nie zuvor! Die Watch-Times vertreiben wir uns oft mit heißem Tee/Kaffee, guter Musik, Gesprächen über Gott und die Welt und der ein oder anderen legendären Tanzeinlage (Wer sich genauer dafür interessiert wie man an so einen Crew-Job kommt, wie so ein Alltag auf hoher See aussieht und was genau unsere Aufgaben bei einer Überführung sind, schreibt uns gerne mal einen Kommentar. Dann können wir dazu auch mal einen gesonderten Artikel schreiben). Wir haben uns jedenfalls in das Seglerleben verliebt und können es kaum erwarten irgendwann wieder in See zu stechen.

Alaska Ahoi! Nach einer langen Überfahrt tut es gut Land zu sehen.


ALASKA

Aus dem Nebel tauchen plötzlich die ersten Inseln des amerikanischen Kontinents auf und jemand an Deck lässt aus voller Kehle den lang erwarteten Ruf über die Wellen schallen: “LAND HO!” Grüne, steile Hänge strecken aus dem Wasser und hier und da blitzen schneebedeckte Gipfel durch die Nebelschwaden. Wir sind endlich in Alaska! Nach 3 Wochen auf offenem Meer ist das Gefühl wieder Land zu sehen elektrisierend. Unsere erste Berührung mit Alaska haben wir in Adak, einer Insel am äußersten Zipfel der Andreanof Inseln. Die karge Landschaft scheint in unseren Augen so dekadent satt in Farbe und Struktur, wie es nur nach einer langen, nebligen Seereise sein kann. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und die grasbewachsenen Hügel mit ihren Gletschern und Wasserfällen die wir vom Schiff aus erblicken wirken abstrakt und unwirklich. Leider ist mehr als eine Berührung des Docks nicht drin: wir sind nur hier um Aufzutanken und da es in Adak kein Immigration-Office gibt, dürfen wir das Schiff dabei nicht verlassen (illegale Einwanderung und so, da ist in Amerika ja bekanntlich nicht mit zu spaßen…). Wir lassen uns die Chance aber nicht nehmen und gehen mit wenigstens einem Körperteil “an Land”.

Erst 5 Tage Später kommen wir dann offiziell in Alaska an: Kurz den Stempel für die USA abgeholt, Vorräte in der kleinen Stadt Ketchikan aufgefüllt und weiter geht es 2 Tage durch die tiefen Sounds und Fjorde des Alexanderarchipels bis zur Hauptstadt Juneau. Es folgen 2 Tage Schiffsputz bevor die Besitzer kommen und 2 Tage Feiern mit der Crew, gefolgt von 3 Tagen Camping am Gletschersee mit Kari. Wir besuchen den mächtigen, aber langsam dahinschmelzenden Mendenhall-Gletscher und stoßen beim Wandern durch die Wälder auf 3 Schwarzbären. Unsere Zeit in Alaska ist jedoch schnell vorbei, denn wir müssen weiter nach Kanada. Unser House Sit auf Pender Island wartet.

Vor Hundert Jahren füllte der Mendenhall-Gletscher noch das ganze Tal. Schon in ein paar Jahren wird er ganz verschwunden sein.


KANADA

Nachdem wir uns von unserer geliebten Crew verabschiedet haben, steigen wir recht schnell wieder auf ein Schiff um: mit der Fähre geht es von Juneau bis nach Prince Rupert und dann weiter mit dem Zug quer durch British Columbia bis nach Jasper. Ein kurzer Campingtrip im Nationalpark gibt uns einen Vorgeschmack auf die umwerfende Natur Kanadas. Schon nach 2 Nächten geht weiter mit dem Zug nach Vancouver. Die Sonne scheint und wir treffen eine Freundin aus Stuttgart (die mittlerweile in Kolumbien lebt). Endlich fühlt sich der Sommer auch nach Sommer an! Vancouver gefällt uns auf anhieb, nur die Preise strapazieren unseren Backacker-Geldbeutel und wir freuen uns als wir endlich auf Pender Island ankommen. Hier passen wir seit 2 Wochen auf Venus und Katie auf und leben in einem wunderschönen ehemaligen B&B.

Schnappschuss aus dem Bord-Bistro irgendwo zwischen Jasper und Vancouver.


PENDER ISLAND

Nachdem die letzen Monate ziemlich ereignisreich waren, genießen wir aktuell den Stillstand. Die kleine Insel vor Vancouver hat es uns von Anfang an angetan. Wir leben in einem großzügigen, schönen Holzhaus das auf einer Anhöhe zwischen heimischen Zedern und Ahornbäumen liegt. Dave und Tanja hatten hier bis vor einem halben Jahr noch ein Bed & Breakfast geführt, sind nun aber im Ruhestand. Und da die zwei für ihr Leben gerne reisen, haben wir nun die Gelegenheit hier zur Ruhe zu kommen und auf ihre zwei wunderbaren Hunde aufzupassen. Das gesamte Haus ist (wie man sich das so Vorstellt bei einem amerikanischen B&B) voll mit allerlei Nippes und die Zimmer sind jeweils nach einem bestimmten Thema eingerichtet. Natürlich haben wir uns für die nautische „Captains Cabin“ entschieden, so ganz können wir uns vom Leben auf See wohl noch nicht verabschieden. Vom süßen Wochenmarkt über die vielen schönen Waldwege bis zu den vorzüglichen lokalen Produkten (Obst, Pralinen, Cider, exzellente Küche,…)- das Inselleben tut uns so richtig gut! Highlight war aber definitiv der Besuch unserer Freunde Michael und Melissa. Die beiden wohnen in Phildaelphia und haben uns übers Wochenende besucht. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie gut es tut, Freunde von früher zu treffen und 3 Tage einfach durch zu quatschen! Unsere Zeit hier neigt sich allerdings schon wieder dem Ende zu und es geht schon morgen zurück aufs Festland. Die nächsten 2 Wochen werden wir dann in Vancouver verbringen, aber dazu dann mehr in der nächsten, diesmal wieder pünktlich erscheinenden Sunday Summary!

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Wo wir gerade sind:


 

Wir wünschen euch wie immer einen grandiosen Tag und einen guten Start in die neue Woche!